Mittwoch, 11. Dezember 2013

Wo auf der Welt gibt es das, dass Traditionen immer gleich und doch auch immer irgendwie neu erfunden werden (müssen). Nur bei Familien mit Kindern!

Hallo, Ihr Lieben!

Ich bin ganz ergriffen, von so vielen Reaktionen auf meinen gestrigen Post zum Entschleunigen. Das scheint Euch alle berührt zu haben. Die (Jahres-)Zeit von Action und Halligalli ist vorbei. Irgendwie sehnen wir uns doch alle nach ein bisschen Ruhe am Jahresende. Man, sind wir jetzt alt? Nein, denn ich merke, dass das nicht nur den Erwachsenen so geht, das ist bei den Kindern auch nicht anders. Sie kränkeln permanent und sind ausgepowert.



Denn für sie ist es ja auch nicht einfach. Früher, als unsere Kinder noch kleiner waren, habe ich mich manchmal gewundert, warum sie so gereizt waren im Advent und fand es völlig unverständlich, wo wir doch so viele schöne Sachen mit ihnen gemacht haben. Mal war ein Kinogutschein im Adventskalender, mal Plätzchen backen, mal Schokofondue oder Weihnachtsmarktbesuch, mal Basteln oder malen, und dazwischen natürlich auch Süßes oder ein kleines Päckchen.  Mittlerweile finde ich es eigentlich völlig klar, denn für die Kinder - je kleiner umso extremer - ist ja die Adventszeit ein absoluter Overkill an Eindrücken, fast wie jeden Tag Geburtstag haben. So viele besondere Situationen. Und selbst, wenn nur Süßes im Kalender war, durften sie es schon morgens essen. Wann sonst bitte darf man schon Schokolade zum Frühstück essen????



Jeden Morgen schon mal Aufregung wegen des Adventskalenders (das ist allerdings bei unseren Kindern mittlerweile nicht mehr so ;) ), dann Nikolaus, dann Adventsfeiern in Kindergärten und Schulen, Krippenspiele, Theateraufführungen, Weihnachtsmärkte, Klassenfahrten, Wichteln, Sporttermine und dann dazu noch der Klassenarbeits- und Testwahnsinn, denn die Lehrer wollen schnell vor den Ferien noch die dritten Klausuren schreiben….. Und über dem allen natürlich immer die Vorfreude auf Weihnachten, bei der das Alter gar keine Rolle spielt. Da freue ich mich für uns als Familie, aber besonders für die Kinder, dass sie bald Ferien haben. Die haben sie sich ehrlich verdient.

Wir haben hier in diesem Jahr wieder ganz neue Hürden zu überwinden. Die Übergangsphase vom Kind zum Erwachsenen ist nicht nur seelisch und körperlich für die Kinder eine Herausforderung (und für die Eltern manchmal auch), sondern das stellt sie auch vor neue Probleme. Die Weihnachtswünsche. Spielsachen sind uninteressant und selbst Lego Architecture, das im letzten Jahr noch punkten konnte, ist absolut raus. Handy: ist schon vorhanden und ich finde auch gut, dass er damit gut zufrieden ist. Kleidung: ja gerne, aber nur Kleidung ist doch auch ein bisschen lahm. Bücher: im Moment hört er mehr Hörbücher. Sicherlich wird er im Urlaub auch lesen, aber er wird nicht vor Freude jubeln. Für Mädels geht sicherlich Kosmetik, Schmuck und Taschen immer, aber Jungs? Spielekonsole: war ein großer Wunsch, aber nicht lieferbar!

Versteht Ihr, was ich meine? Kindersachen sind out, Erwachsenensachen noch nicht erlaubt oder aber doch noch langweilig. Das ist aber ein nicht zu unterschätzendes Problem, denn 13jährige sind ja noch ganz weit weg von abgeklärten jungen Erwachsenen. Sie wollen aufgeregt sein, sich freuen,  Weihnachten früh aufstehen und mit ihren neuen Geschenken rumfummeln. Mit Gutscheinen, Klamotten oder Downloads geht das natürlich nicht. Zum Glück habe ich jetzt schon mit mehreren Müttern gesprochen, deren Kindern das genauso geht. Jetzt weiß er zwar, dass sich alle gleich fühlen, aber wirklich weiter bringt ihn das auch nicht. Ich habe schon Ideen und Überraschungen für ihn, aber die möchte ich ihm natürlich nicht erzählen. Ich versuche ihn zu beruhigen, ihm Mut zuzusprechen, aber so richtig überzeugt ist er noch nicht. Die Lage ist heikel und er traurig.



Wir haben diese Woche die vergangenen Weihnachtsfeste und Geburtstage rekapituliert und überlegt, wie es früher ablief. Wir haben geguckt, was er sich gewünscht hat und was er tatsächlich bekommen hat. Er ist dann zu dem Schluss gekommen, dass er sich zwar immer etwas gewünscht hat, aber wir ihn eigentlich immer noch mit etwas Anderem doll überraschen konnten. Und das wird sicherlich in diesem Jahr auch so sein. Ich habe ihn um Vertrauen gebeten und konnte ihn ein bisschen beruhigen. Überzeugen kann ihn wohl erst der Heilig Abend.

Felix dagegen hat noch ganz viele Wünsche. Mit 10 ist er natürlich noch voll mit Ideen, wie er seine Freizeit "spielend" verbringen kann und das finde ich toll. Von klitzekleinen Kleinigkeiten bis überdimensional riesigem Spielzeug ist da alles vorhanden und da besteht das Problem eher imTreffen der Auswahl - oh, wie schön.

Natürlich geht es Weihnachten nicht nur um die Geschenke, um die Materialschlacht, von der ich mich zugegebenermaßen auch nicht ganz freimachen kann. Es geht um die Familie, um das Zusammensein am Ende eines Jahres, um gemütliche Stunden, um Traditionen, um Geschichten, um Nächstenliebe, um das Augen-Offen-Halten für Menschen, denen es nicht so gut geht, um Hilfe, um's Teilen. Und nicht zuletzt, oder eigentlich sogar in erster Linie und NUR um Jesus. Aber machen wir uns nichts vor und seien nicht päpstlicher als der Papst - bei den Kindern sind die Geschenke schon sehr wichtig. Es geht ihnen um den geschmückten Weihnachtsbaum, um die besondere Stimmung und die nicht mehr zu ertragende Spannung am Heilig Abend Morgen, wenn man KEIN MAL MEHR SCHLAFEN MUSS….

Und das ist auch gut so. Alles hat seine Zeit und im Laufe ihres Lebens werden sich auch bei ihnen die Prioritäten verschieben und sie werden sich über andere Dinge freuen. Als Kind darf man Gesundheit, Familie, Zeit und Stimmung ruhig als selbstverständlich hinnehmen. Man darf sich ganz seinem Wunschzettel hingeben und sich 24 Tage lang Gedanken machen, was es wohl geben wird am Heilig Abend (das war ja bei uns früher auch nicht anders und aus uns sind ja auch tiefgründige Menschen geworden). Man darf an Geschichten festhalten, von denen man eigentlich schon weiß, dass sie erfunden sind (das merken wir bei Felix gerade ganz deutlich). Man darf in seinem eigenen Tempo das "Weihnachtsmärchen" für sich entzaubern und merken, wie der Hase/ Weihnachtsmann wirklich läuft. Man darf dann auch wieder feststellen, das es Vorteile hat, mehr zu wissen, denn dann darf man zum Beispiel auch den Baum mit schmücken, den bisher immer die Engel geschmückt haben ;)

Denn nur, wenn man sich als Kind ganz seinen Gedanken und Freuden hingeben kann, kann man sie später doch genauso schön und entspannt weitergeben und Weihnachten für seine eigene Familie auch zu dem großen, schönen Zauber machen, der es in der eigenen Kindheit war.

Liebe Grüße von
Sandra


PS: Beim Lesen der Überschrift habe ich gemerkt, dass ich eigentlich etwas ganz anderes schreiben wollte… Jetzt ist die Überschrift geändert, den "Stempelalarm" bekommt Ihr dann eben morgen :)


3 Kommentare:

  1. Meine Liebe, ich kann mir vorstellen, dass einen Teenager zu beschenken nicht so leicht ist...wenn es sich um einen Jungen handelt ;)! Eine Freundin von mir verschenkt dieses Jahr einen Kurztrip nur mit Papa zum Skifahren in den Harz. Das finde ich eine tolle Idee. Mein Sohn freut sich immer wie Bolle, wenn er mal einen Tag für sich bekommt (mit Kartfahren oder in ein Schwimmbad voller Rutschen gehen...). Aber auch so weiß ich, dass ihr ein tolles Fest haben werdet ;). Das Foto ist übrigens total süß!! Liebste Grüße, Rieke

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  2. Liebe Sandra,
    diese Phase habe ich mit meinem Ältesten schon hinter mich gebracht und ich kann mich noch gut erinnern, dass auch wir damals vor dem Problem standen, womit wir ihn überraschen können (bei Mädchen ist das tatsächlich einfacher). Wir haben das dann auch mit einer Skitour in den Dolomiten gelöst und er sagt heute noch, dass das einer der schönsten Skitage seines Lebens war (und er geht von Oktober bis April fast jedes Wochenende). Im Jahr darauf gabs eine GoPro als Überraschung, die ist bis heute noch im Einsatz. Aber ab 15 wird es dann wieder einfacher mit den Geschenken, und vor allem auch bescheidener!
    Ganz liebe Grüße,
    Karin

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  3. Was soll ich sagen, du hast es auf den Punkt gebracht.
    Besonders bei den jüngeren Kindern ist der ganze Vorweihnachtstrubel manchmal zu viel. Mein Großer feiert nur noch klassenintern, ohne Eltern. Bei der Kleinen gibt's noch eine Weihnachtsfeier, das ist aber auch schon alles.
    Pubertierende Jungs sind echt schwer zu beschenken. Während sich meine Tochter noch über ein besonders schönes Kleid unterm Tannenbaum freut, würde mein Sohn ganz schön enttäuscht sein, wenn ich ihm ein Sweatshirt schenken würde. Spielzeug ist vorbei, die Technik rückt in den Vordergrund. Wir waren in einem Gameshop und wollten nur nach einem Spiel sehen. Da gab es das Angebot, seine alte Spielekonsole gegen Zuzahlung in eine neue umzutauschen und schwupps hatten wir unser Weihnachtsgeschenk. Ein paar kleine Heimlichkeiten habe ich auch noch für meinen Sohn, aber es ist schwierig. Ich finde Schlittschuhe, Snowboard, Fahrrad etc. sind noch gute Ideen, aber die braucht man ja auch nicht jedes Jahr neu.
    Die Weihnachtsgeschichte um die Geburt Jesu ist bei uns immer gegenwärtig, aber du hast auch hier recht, es ist für die Kinder sicherlich nicht der wichtigste Aspekt an Weihnachten ;-) finde ich auch OK.
    Wenn man Zeit miteinander verbringt, den Advent gemeinsam gemütlich gestaltet und versucht, den Zauber - den man selbst als Kind gespürt hat - auch an seine Kinder weiterzugeben - dann stimmt's einfach. Lg und einen schönen Tag!

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